Die Flensburger Bahnhofsfrage: Mythen und Fakten

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer hat in der vergangenen Woche sein Konzept „Deutschlandtakt“ vorgestellt. Für Flensburg enthält es einen Fernbahnhof in Weiche sowie die Reaktivierung der Hafenbahn mit Haltestellen am ZOB und an der Nikolaiallee/Exe. Diese Pläne greifen die Empfehlungen des Flensburger Bahngutachtens wieder auf und weisen auch eine hohe Übereinstimmung mit unserem Konzept „Zug zum ZOB“ auf. Durch die Pläne des Bundesverkehrsministeriums ist die öffentliche Diskussion um die Bahnhöfe in Flensburg wieder aufgeflammt. Leider wird diese Diskussion bei einigen Akteuren von bestimmten Mythen überlagert, denen wir die folgenden Fakten entgegen setzen wollen.

Mythos 1: Die Bahnhofsfrage in Flensburg ist ausreichend lange ausdiskutiert worden.

Fakt: Nach der Vorstellung des Bahngutachtens wurden dessen Empfehlungen ohne politische Diskussion der Vor- und Nachteile durch den Planungsausschuss und durch die Ratsversammlung abgelehnt.

Mythos 2: Flensburg entscheidet selbst über seine Bahnhofsstruktur.

Fakt: Für die Planung der Bahninfrastruktur (Schienennetz und Bahnhöfe) sind das Land, der Bund und die Eisenbahnunternehmen (z.B. Deutsche Bahn) zuständig. Die Stadt Flensburg darf hier allenfalls Wünsche äußern, hat jedoch keinen Rechtsanspruch.

Mythos 3: Der Stadt Flensburg entstehen durch neue Bahnhöfe hohe Kosten.

Fakt: Wer bestimmt, bezahlt. Für die Finanzierung von Schienennetz und Bahnhöfen sind vorrangig das Land, der Bund und die Eisenbahnunternehmen (z.B. Deutsche Bahn) zuständig. Kosten in geringem Ausmaß könnten für die Stadt Flensburg z.B. für die Erschließung des Umfeldes von Bahnhöfen und Haltstellen entstehen, die z.T. auch im Rahmen der Städtebauförderung geltend gemacht werden können.

Mythos 4: Durch den Fernbahnhof in Weiche werden die Flensburger Bürger „abgekoppelt“.

Fakt: Das ist falsch. Aus der Innenstadt vom ZOB sollen über weitere Flensburger Haltestellen mindestens stündlich Züge Richtung Hamburg, Kiel und Niebüll fahren (Regionalverkehr). In der Hauptverkehrszeit auch Richtung Dänemark.

Der einzige Zug, der ausschließlich über Weiche fährt, soll ein ICE auf der Jütlandroute zwischen Aarhus und Hamburg sein. Dieser soll im Zweistundentakt fahren, also etwa achtmal am Tag in beide Richtungen. Stand jetzt am bisherigen Flensburger Bahnhof: Zweimal am Tag.

Mythos 5: Die Hafenbahn ist nicht leistungsfähig für modernen Zugverkehr

Fakt: Die derzeit eingleisige Hafenbahn kann problemlos den Regionalverkehr im Einstundentakt aufnehmen, den das Bundesverkehrsministerium vorschlägt. Wir befürworten aber von vornherein den zweigleisigen Ausbau zwischen ZOB und Schleswiger Straße, so dass sogar ein halbstündiger Takt problemlos ermöglicht wird.

Mythos 6: Eine Haltestelle am ZOB sorgt für ein Verkehrschaos in der Flensburger Innenstadt.

Fakt: Ganz im Gegenteil. Die Innenstadt wird entlastet. Wer mit dem Auto zur Bahn kommen will, sollte an der Haltestelle Exe, wo jetzt schon genügend Parkplätze zur Verfügung stehen, oder am Fernbahnhof Weiche, wo ausreichend Platz für einen P+R-Parkplatz zur Verfügung steht, einsteigen. Dieser Parkplatz sollte auch vom Alten Husumer Weg zugänglich sein, um so die Verkehrsbelastung in Weiche zu begrenzen.