Die Strategie „Optimierter Nullfall“ ist gescheitert

Der sogenannte „Optimierte Nullfall“ wurde im 2016 veröffentlichten Bahngutachten als Standard geschaffen, um einen einheitlichen Vergleichswert für alle Planfälle zu haben. Dieser geht von folgenden Voraussetzungen aus:

  1. Die Strecke Flensburg-Niebüll wird reaktiviert.
  2. Dänemark beteiligt sich an der Umstrukturierung in Flensburg.
  3. Es wird ausreichend Parkraum für Pendler am bisherigen Bahnhof geschaffen.
  4. Die Busanbindung des bisherigen Bahnhofs an den ZOB wird verbessert.

Lesen Sie dazu unsere Einschätzungen aus dem Jahr 2017 (Start dieser Website) im Vergleich zur Situation 2021.

Unsere Einschätzung 2017Situation 2021
zu 1)Die Chancen für eine Reaktivierung der Strecke Flensburg-Niebüll stehen erfreulicherweise gut, eine Entscheidung auf Landesebene ist aber noch nicht gefallen.Eine Reaktivierung Flensburg-Niebüll wird es aller Voraussicht nach nur geben, wenn dieser Zug bis in die Innenstadt zum ZOB fährt. Erst dann wird diese Bahnstrecke einen volkswirtschaftlichen Nutzen (Wirtschaftlichkeit bei 1,3) erzielen, da gerade das letzte Stück, also der Weg in die Innenstadt, diese Verbindung für die Umlandgemeinden attraktiv macht.
zu 2)Unser nördlicher Nachbar hat mehrfach eindeutig erklärt, dass Dänemark sich nicht beteiligen wird, wenn die Fernzüge weiterhin die zeitintensive Schleife nach Flensburg zum bisherigen Bahnhof durchfahren müssen. Somit wird es mit der bisherigen Bahnstruktur keine zusätzlichen 6 schnellen Fernbahnverbindungen pro Tag zwischen Dänemark und Hamburg geben! Daher ist nicht zu zu erwarten, dass im Fernzugverkehr eine so starke Fahrgastzahlsteigerung von derzeit 700 auf 1.500 pro Tag stattfinden wird.Die Zahl der Fernzüge nach Flensburg hat sich seit 2016 nicht erhöht. Auch die Umleitung des Eurocity Kopenhagen - Hamburg wegen der Bauarbeiten wegen der Fehmarnbelt-Querung ohne Halt in Flensburg zeigt, dass die Lage des Flensburger Bahnhofs unsere Stadt vom Fernverkehr abschneidet. 
zu 3)Im Bahngutachten wird vorgeschlagen, dass der derzeit fehlende Parkraum durch zwei Parkhäuser zur Verfügung gestellt werden soll. Dies ist theoretisch natürlich möglich, jedoch wird man damit der Sache nicht gerecht. Parkhäuser kosten Geld und der Parkraum, der benötigt wird, muss bezahlt werden. Es ist unvorstellbar, dass sich die Pendler einen täglichen Parkplatz für 9 oder 10 Stunden in einem Parkhaus werden leisten können und wollen. Kostenpflichtige Pendlerparkplätze drücken die Attraktivität des ÖPNV-Systems und damit dessen Fahrgastzahlen.Bisher wurde kein Parkhaus gebaut, um die Parksituation um Flensburger Bahnhof zu verbessern. Ein Parkhaus ist im Zusammenhang mit dem Hotelneubau am Bahnhofswald geplant. Weiterhin bleiben wir dabei, dass für Pendler ein Umsteigen auf die Bahn nur dann attraktiv ist, wenn kostenlose Park&Ride-Parkplätze zur Verfügung stehen. 
zu 4)Eine bessere Busanbindung des bisherigen Bahnhofs sorgt dafür, dass noch mehr Buslinien als bisher über den Bahnhof umgeleitet werden. Dies verlängert die Fahrzeit auch für die Nutzer der Stadtbusse und sorgt auch bei den Bahnreisenden für eine unnötige Verlängerung des Arbeitstages. Welcher Fahrgast mag, schon von der Arbeit kommend, noch gerne eine Sightseeingtour durch die Stadt?Hier bleiben wir bei unserer Einschätzung von 2017. 
FazitMindestens drei der vier Voraussetzungen, die dem "Optimierten Nullfall" zugrunde liegen, sind kritisch zu sehen. Die Fahrgastzahlen, die für diesen Planfall prognostiziert werden, sind also deutlich zu optimistisch. Es wird sich für Flensburg kaum eine Verbesserung für den Bahnverkehr einstellen. Aber genau für diese Option hat sich die Flensburger Ratsversammlung am 08.12.2016 entschieden. Die Entscheidung für den optimierten Nullfall hat die Situation für den Bahnverkehr in Flensburg nicht verbessert. Derzeit nutzen etwa 5.000 Menschen täglich den Flensburger Bahnhof (Quelle: Flensburger Tageblatt vom 12.03.2021). Das sind weniger als bei der Erstellung des Bahngutachtens. Die Fahrgastzahlen sind im Vergleich zu 2016 also sogar gesunken. Die Strategie der Flensburger Ratsversammlung, auf den "optimierten Nullfall" zu setzen, ist gescheitert.

Lesen Sie hier,

  • welches Fahrgastpotential dagegen unser Konzept „Zug zum ZOB“ aufweist.
  • welche Vorteile sich für Bahnfahrer/innen  dadurch ergeben.
  • welche Vorteile sich für Flensburg und die Flensburger/innen  dadurch ergeben.